Schabbat
Ein sehr wichtiger jüdischer Feiertag ist der wöchentlich wiederkehrende „Schabbat“, dessen Ursprung im vierten Gebot der sog. Zehn Gebote (nach jüdischer Zählweise) liegt.
Der Schabbat, der siebte Tag der Woche und der Schöpfung, ist im Judentum ein heiliger Ruhetag zur Erinnerung an das Ruhen Gottes nach der Erschaffung der Welt und an die Befreiung des Volkes Israel aus ägyptischer Gefangenschaft. Er beginnt am Freitagabend mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend mit Einbruch der Dunkelheit sobald die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind. Die genaue Zeit des Schabbatanfangs- und Endes ist je nach geographischer Breite und Jahreszeit verschieden und unter dem entsprechenden Datum in Kalendern oder in Mitteilungsblättern der Gemeinden festgehalten. Aus rein praktischen Erwägungen setzen viele Synagogen, so auch wir in Saarbücken, das ganze Jahr über nur zwei unterschiedliche Zeiten für den Beginn des Freitagabendgottesdienstes fest, eine für die Geltungsdauer der Sommerzeit und eine für die Winterzeit. Diese Zeiten sind allerdings nicht mit den richtigen und genauen lokalen Anfangszeiten für Schabbat identisch und mit diesen nicht zu verwechseln.
Wie bei allen jüdischen Feiertagen erschöpft sich auch die Zelebration des Schabbat nicht mit dem Besuch des Gottesdienstes in der Synagoge, sondern hat einen weiteren wichtigen häuslichen Teil, der im Kreise der Familie stattfindet.
Der Tag
Am Freitag werden in einem jüdischen Haushalt tagsüber die Wohnung geputzt und die Mahlzeiten für den Abend und den folgenden Tag vorbereitet. Danach baden oder duschen die Familienmitglieder und ziehen zu Ehren des Schabbat festtägliche Kleidung an.
Nachdem die Ehefrau des Familienoberhauptes zu Hause bei Einbruch der Nacht zwei Kerzen an schönen, nur zu diesem Zweck benutzten Kerzenleuchtern angezündet und einen besonderen Segensspruch dafürgesprochen hat, ist der Schabbat feierlich eingekehrt und nun ruht jegliche Arbeit. Wenn das Familienoberhaupt mit den Kindern nach dem Besuch des Synagogengottesdienstes heimkehrt, findet dieFeier des Schabbat ihre Fortsetzung nun zu Hause. Dort ist der Tisch festlich weiß gedeckt, zwei Leibe geflochtener Sabbatbrote, „Challot“,mit einem Deckchen bedeckt,sowie ein Becher Wein stehen vor dem Platz des Familienoberhauptes bereit für die Zeremonie des Kiddusch. Zuvor segnet der Hausherr seine Kinder. Danach spricht er Dankgebete für Wein und nach dem rituellen Händewaschen mit besonderem Segensspruch wird der Segen über die Brote gesprochen, die nun angeschnitten werden. Es müssen zwei Brote sein, in Erinnerung an die doppelte Menge Manna, die Gott während der Wüstenwanderung am Freitag für den Sabbat vorsah.Nachdem der Hausherr ein Stück Challa mit etwas Salz bestreut gegessen hat, erhalten alle Anwesenden auch ein Stückchen davon und sprechen jeder für sich den Segen. Dann beginnt das festliche Mahl. Traditionell sind Hühnersuppe, Geflügel- oder Fischgerichte. Das Mahl wird mit dem Singen von Psalm 26 und dem Tischgebet abgeschlossen.
Die Schabbatmahlzeiten sollen zu Ehren des Tages schmackhafter und reicher sein, als an gewöhnlichen Werktagen.
Der Schabbatmorgen beginnt mit dem Gang zur Synagoge. Im Rahmen desMorgengottesdienstesund beim Nachmittagsgottesdienst findet jeweils eine Lesung aus der Tora statt. Da die Menschen am Schabbat nicht an materielle Not erinnert werden sollen, entfallen im Achtzehnbittengebet („Schemone Esre“) beim Morgengottesdienst die Bitten 4 bis 16, die an Werktagen gesprochen werden. Sie werden durch spezielle Gebete zur Heiligung des Tages ersetzt.
Zum Mittagessen findet sich die Familie wieder zu Hause ein. Ein am Vortag vorbereitetes, wegen des Verbots am Schabbat Feuer neu zu entzünden, kaltes oder seit Freitagabend warmgehaltenesEssen wird serviert. Auch diese Mahlzeit beginnt mit dem Segen über Brot und Wein. Nach einer Mittagsruhe etwa bis 16 Uhr wird die dritte Schabbatmahlzeit eingenommen. Begleitet von Tischgesängen und Gebeten dauert sie bis zum Vorabendgebet.
Der Schabbat, der von allen Familienmitgliedern als Tag der Ruhe und Erholung, des Torastudiums und der Freude begangen wird (ohne Fernsehen, Auto, iPhone oder PC-Spielen auch nicht für Kinder!), endet am Abend mit der ”Hawdala“-Zeremonie: Durch das Sprechen bestimmter Gebete wird zwischen dem Bereich des Heiligen (Schabbat) und des Alltäglichen (Wochentag) eine Trennung errichtet.
Das Arbeitsverbot
Das Arbeitsverbot beschränkt sich nicht nur auf körperliche Anstrengung, sondern untersagt - im Bewusstsein, dass Gott der alleinige Schöpfer ist - grundsätzlich am Schabbat Neues zu produzieren, weshalb es u.a. verboten ist, einen Lichtschalter oder eine Autozündung zu betätigen, da dabei ein Funke entsteht. Aus der Tora werden 39 Kategorien von Arbeitsverboten mit entsprechenden Unterkategorien abgeleitet; daneben treten noch verschiedene rabbinische Verbote.
Die Einhaltung des Schabbat wird als so wichtig erachtet, dass es heißt, der Schabbat wiege alle Gebote auf; wer den Schabbat vorschriftsmäßig hält, hat damit gleichsam die ganze Tora anerkannt; wer ihn entweiht, ist zu betrachten, als ob er die ganze Tora abgeleugnet hätte.
Wegen des Verbots, am Schabbat Licht zu entzünden entstand in früherer Zeit die traditionelle Sabbatlampe, die mit Öl gespeist wurde und über die gesamte Zeit des Schabbat im gemeinsamen Wohnraum brannte. Sie war meist aus Messinggussgefertigtund hatte sechs sternförmig angeordnete Arme. Die Schabbatlampen wurden seit dem 19. Jahrhundert überflüssig und durch mechanisch aufziehbare Zeitschaltuhren ersetzt, die das inzwischen in allen Haushalten vorhandene elektrische Licht zu einer bestimmten Zeit auslöschten bzw. entzündeten. Heute sind dafür üblicherweise elektronische, beliebig programmierbare, Zeitschaltuhren in Gebrauch.
Das Gebot der Sabbatruhe und somit das strengeArbeitsverbot gilt ohne soziale Unterschiede auch für jüdische Hausangestellte oder Arbeiter und sogar für das Vieh, insbesondere Zugvieh wie Rind oder Esel.
Die Begrenzung der am Schabbat erlaubten Fußwegstrecke auf 2000 Ellen Länge, beginnend am Haus, soll wie das Arbeitsverbot zeitliche Freiräume für das Torastudium und das Zusammensein mit der Familie schaffen und der Erholung dienen.
Die Zeremonie, mit welcher der Schabbat (oder auch ein Festtag) endet, heißt Hawdala“ „Unterscheidung“, „Trennung“. Sie soll die „Unterscheidung“ zwischen dem heiligen Festtag und dem profanen Werktag bewusst machen. Es werden der Weinsegen über einen bis zum Überlaufen gefüllten Becher Wein und Segenssprüche über wohlriechende Gewürze sowie über das Licht einer flachen geflochtenen Kerze mit mehreren Dochten gesprochen. Die Gewürze werden in besonderen Büchsen, den „Besamim-Büchsen“, aufbewahrt. Ihr Duft soll über die Trauer wegen des scheidenden Schabbat hinwegtrösten. Nach den Segenssprüchen wird etwas Wein auf ein Tablett oder einen Teller gegossen und die Kerze darin ausgelöscht. Damit ist der Ruhetag abgeschlossen und der neue Alltag beginnt. Die an der Zeremonie Anwesenden wünschen sich gegenseitig „Schawua tow“, eine „gute Woche“.