Judentum
Von Israel bis Indien, von Kanada bis Südafrika, von Europa über die USA bis nach Nordafrika oder China haben Juden die gleichen religiösen Bräuche, begehen zur gleichen Zeit die gleichen Feste, lesen und studieren die gleichen heiligen Texte und Kommentare, teilen das gleiche Gedächtnis, die gleiche Geschichte und die gleichen Emotionen. Die Juden der ganzen Welt haben trotz der kulturellen Vielfalt der Länder in denen sie teilweise schon seit Jahrhunderten leben, etwas gemeinsam: den jüdischen Glauben, das Judentum.
Der jüdische Glaube ist vor ungefähr viertausend Jahren entstanden und somit die erste und älteste monotheistische Religion. Er ist sozusagen die Mutterreligion des Christentums und des Islam.
Mit dem Wort Judentum bezeichnet man sowohl die Religion des „Volkes Israel“ als auch die Gesamtheit derer, die ihr als ethnische und religiöse Gemeinschaft weltweit angehören. In der hebräischen Bibel werden mit dem Wort „Jehudi“ die damaligen Bewohner des Reiches Juda oder der Provinz Judäa bezeichnet.
Im Lauf der Zeit wurde seitens der Nichtjuden das Wort Jude zur allgemeinen Bezeichnung für die Angehörigen des Volkes Israel. Sie selbst bezeichneten sich zunächst als Israel oder Israeliten. Erst später in der Diaspora wurde das Wort Jude auch von ihnen selbst in Anpassung an den allgemein üblich gewordenen Sprachgebrauch zur Selbstbezeichnung gebraucht.
Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen, soll an dieser Stelle auf den grundsätzlichen Bedeutungsunterschied zwischen den Bezeichnungen „Israeli“ und „Israelit“ hingewiesen werden, da sie im täglichen Sprachgebrauch oft miteinander verwechselt werden: Ein Israeli ist ein Staatsbürger des Staates Israel, sei er Jude, Christ, Moslem, Bahai, Buddhist, Anhänger einer anderen Religion, Agnostiker oder Atheist. Als Israelit/Israelitin hingegen bezeichnet man eine(n) Angehörige(n) des Volkes Israel, also ein Jude/eine Jüdin, einen/eine Anhänger(in) der jüdischen Religion, gleich welche Staatsangehörigkeit er oder sie besitzt. Israelitisch und jüdisch sind Synonyme, die genau das Gleiche meinen. In Österreich verwendet man besonders in der Amtssprache das Adjektiv „mosaisch“ zur Bezeichnung des jüdischen Glaubens bzw. seiner Angehörigen.
Das Judentum auf einem Bein erklärt ...
Rabbi Hillel der Ältere, der von 110 vor christlicher Zeitrechnung bis zum Jahre 9 nach christlicher Zeitrechnung lebte, war einer der bedeutendsten Schriftgelehrten Jerusalems in der Zeit vor der Zerstörung des zweiten Tempels. Er war Vorsteher des Sanhedrin und hatte eine Schule zur Auslegung der Heiligen Schrift gegründet, die später nach ihm Bet Hillel benannt wurde und auf deren Aussagen sich das orthodoxe Judentum insbesondere in Fragen der jüdischen Ethik noch heute beruft. Er soll ein besonders geduldiger Lehrer gewesen sein, der Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit lehrte und zahlreiche Schüler hatte.
Nach seiner Auffassung lässt sich die ganze Tora in einer „Goldenen Regel“ basierend auf dem Gebot aus Levitikus 19,18,34 zusammenfassen:“ Liebe deinen Nächsten, er ist wie Du. Ich bin der Ewige.“ Es wird überliefert, dass ein Nichtjude einmal zu Rabbi Hillel sagte: „Wenn du mir die Lehre des Judentums beibringen kannst, solange ich auf einem Bein stehe, werde ich konvertieren“. Die Antwort Hillels war: “Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze Tora und alles andere ist nur die Erläuterung, gehe und lerne sie.“