Gemeindeleben
Zur Einweihungsfeier der Synagoge 1951 hatte die Gemeindeleitung als Festredner den Rabbiner der Vorkriegsgemeinde, Dr. Shlomo Rülf, aus Israel eingeladen. Er wurde gefragt, ob er bereit wäre, wieder als Rabbiner der Gemeinde nach Saarbrücken zurück zu kehren. Er willigte ein, jedoch nur für ein Jahr, um mitzuhelfen das religiöse und kulturelle Leben der neuen Gemeinde in Gang zu bringen.
Es kamen im Laufe der nächsten Jahre noch weitere frühere jüdische Saarländer aus der Emigration zurück ins Saarland, so dass die Gemeinde anfänglich wuchs und Ende 1959 über 400 Mitglieder zählte. Auch siedelten sich in den Folgejahren verschiedentlich jüdische Menschen im Saarland an, weil sie hier einen Arbeitsplatz fanden.
Wenn auch nicht annähernd so stark wie vor dem Krieg, so waren jetzt in Saarbrücken doch wieder Gemeindemitglieder in vielen verschiedenen Berufszweigen tätig. Neben Textilkaufleuten (Alfred Hanaus Strumpfpavillon , der Herrenausstatter Katz, die Fa. Wettermantel König, das Bekleidungshaus Dembitzer) gab es die Fleisch- und Viehhändler Salomon und Cahn; es gab wieder jüdische Ärzte, Zahnärzte, Richter, Rechtsanwälte, Notare, Antiquitätenhändler (Auktionshaus Peretz), Handwerker und Gastronomen („Liesl“ und Arthur Goldberg mit ihrem im Mai 1972 im Saar-Center eröffneten Gourmet-Restaurant „Escoffier“).
Auch gemeindeintern waren nach und nach alle klassischen religiösen und sozialen Institutionen wiedergegründet worden, die eine jüdische Gemeinde ausmachen: Die Beerdigungsbruderschaft Chewra Kaddischa, der jüdische Frauenbund, die zionistische Frauenorganisation WIZO, die Martin-Buber Saar-Loge, der Seniorenklub und ein Jugendverband.